Geschmackssinn und Geruchssinn

Geschmackssinn und Geruchssinn
Geschmackssinn und Geruchssinn
 
Der Geschmacks- und der Geruchssinn sind eng miteinander verknüpft. Das ist daran festzustellen, dass man fast gar nichts mehr schmeckt, wenn man bei einer Erkältung eine zugeschwollene Nase hat Außerdem arbeiten beide Sinne auf eine ähnliche Art und Weise: Für die Aufnahme eines Geruchs bzw. Geschmacks sind Chemorezeptoren zuständig. Stoffe, die gerochen oder geschmeckt werden sollen, müssen direkt mit den Sinneszellen in Berührung kommen. Beide Sinne schützen den Körper bis zu einem gewissen Maß vor der Aufnahme verdorbener Speisen - wenn etwas schlecht schmeckt oder riecht, löst es Übelkeit aus.
 
 
Auf der Zunge befinden sich die Geschmacksknospen, die für die Registrierung des Geschmacks zuständig sind. Sie liegen vor allem im Epithel der Wall- und Blattpapillen der Zunge, aber auch in der Mundschleimhaut, im Bereich des Rachens und des Kehldeckels, sind noch Geschmacksknospen zu finden. In ihnen befinden sich die Chemorezeptoren, die den Geschmack gelöster Stoffe aufnehmen. Die Geschmacksknospen bestehen aus Geschmackszellen, die von Stützzellen umgeben sind. Die Geschmacksstiftchen oder Mikrovilli, die aus der Öffnung der Geschmacksknospe (genannt Geschmacksporus) herausragen, nehmen die Geschmacksreize auf und leiten sie weiter. Wenn wir Speisen in den Mund nehmen und zerkauen, gelangen die darin enthaltenen Geschmacksstoffe in den Speichel, über den sie zu den Öffnungen der Geschmacksknospen transportiert werden. Sie werden dann von den Rezeptoren aufgenommen. Dadurch entsteht eine Erregung in den Sinneszellen, deren Nervenfasern gemeinsam mit dem VII. Hirnnerv (Nervus facialis) und dem IX. Hirnnerv (Nervus glossopharyngeus) zum Geschmackskern im verlängerten Mark ziehen. Die Nervensignale werden vom Geschmackskern an das Großhirn weitergeleitet. Verschiedene Bereiche der Zunge sind für die Geschmacksempfindungen Süß, Salzig, Sauer und Bitter zuständig. Vermutlich enthalten die Geschmacksknospen der jeweiligen Zungenbereiche unterschiedliche Rezeptoren, die jeweils auf eine bestimmte Geschmacksrichtung spezialisiert sind.
 
 
Unser Geruchssinn ist wesentlich empfindlicher als unser Geschmackssinn - etwa 4 000 Gerüche kann ein Mensch voneinander unterscheiden. Gerüche, die mit der Luft zu den Sinneszellen für das Riechen gelangen, können z. B. vor Gefahren warnen (Feuer, Gas, verdorbene Nahrungsmittel), sie können aber auch an der Entstehung von Emotionen beteiligt sein: Beispielsweise können Wohlgerüche angenehme Empfindungen auslösen und jemand, der unangenehm riecht, kann als unsympathisch empfunden werden. Genauso tragen Gerüche dazu bei, den Appetit anzuregen - der Geruch leckerer Speisen lässt das Wasser (den Speichel) im Mund zusammenlaufen. Eine gewisse Rolle spielen Gerüche auch im sexuellen Bereich: Oftmals unbemerkt fühlt man sich auch vom Geruch eines potenziellen Sexualpartners angezogen. In früheren Zeiten hatten Sexuallockstoffe, die u. a. im Schweiß enthalten sind, jedoch eine wesentlich größere Bedeutung als heute - schließlich sind wir in der Lage, unseren Eigengeruch mit Parfums, Deodorants usw. zu überdecken.
 
Wahrgenommen werden die Gerüche von den Sinneszellen der Riechschleimhaut (auch als Riechepithel oder Riechfelder bezeichnet), die unterhalb der Siebbeinplatte in beiden Nasenhöhlen zu finden ist. Die Riechschleimhaut besteht u. a. aus Stützzellen, Spüldrüsen und Riechzellen. Die Riechzellen laufen zur einen Seite hin in Riechhärchen aus, die die Rezeptoren für Gerüche tragen. Zur anderen Seite bilden sie Nervenfasern des I. Hirnnervs (Nervus olfactorius), die die Siebbeinplatte durchbrechen und sich zum Riechkolben hinziehen.
 
Fangen die Rezeptoren der Riechzellen gasförmige, riechende Stoffe auf, die mit der Atemluft in die Nase gelangt sind, lösen sie in der Nervenzelle eine Erregung aus, die über die Nervenfasern weiter in den Riechkolben geleitet wird. Dort werden die Nervensignale auf weitere Nervenzellen übertragen, die ins Riechhirn ziehen, das sich im limbischen System des Gehirns befindet. Dieses verarbeitet die ankommenden Signale und vermittelt rasch den Geruch.
 
Die Spüldrüsen in der Riechschleimhaut sind dafür zuständig, die Geruchsstoffe aus den Rezeptoren der Riechzellen zu entfernen, wenn der Geruch nicht mehr eingeatmet wird, das heißt, wenn er sich aus der Atemluft verflüchtigt hat. An manche Gerüche gewöhnt man sich so, dass man sie mit der Zeit kaum noch wahrnimmt. So wird beispielsweise ein Parfum, das man über längere Zeit benutzt, nicht mehr richtig gerochen. Auch die Gerüche, die in der eigenen Wohnung herrschen, werden nur dann wahrgenommen, wenn man heimkehrt.

Universal-Lexikon. 2012.

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